Influencer:innen haben in den letzten Jahren eine enorme Reichweite aufgebaut und erreichen Millionen von Menschen – oft in einem Alter, in dem die eigenen Gewohnheiten und Werte noch stark geprägt werden. Diese Reichweite birgt eine besondere Verantwortung: Einerseits können Influencer:innen Aufklärung leisten, Tabus brechen und ein offenes Gespräch über psychische Gesundheit ermöglichen. Sie können zeigen, dass es normal ist, Hilfe zu suchen, über Ängste zu sprechen oder sich professionelle Unterstützung zu holen. Einige bekannte Beispiele aus Deutschland und international verdeutlichen, dass persönliche Geschichten über Depressionen, Burnout oder Angststörungen enorm entstigmatisierend wirken können. Gerade jüngere Menschen fühlen sich oft verstanden, wenn sie sehen, dass auch Vorbilder Schwierigkeiten haben, und dass es möglich ist, Unterstützung zu finden und darüber zu sprechen.
Andererseits gibt es auch Risiken: Nicht jede:r Influencer:in ist ausgebildet, psychologische Inhalte richtig einzuordnen. Falsche Informationen oder oberflächliche Ratschläge können mehr schaden als nützen. Außerdem besteht die Gefahr, dass das Thema Mental Health selbst zu einem Trend wird – mit dem Fokus auf Likes, Views und virale Inhalte, statt auf echte Hilfe. Ein besonders kritischer Aspekt ist das Thema Selbstdiagnose: Viele Menschen versuchen, Symptome anhand von Social-Media-Inhalten zu deuten und sich selbst Labels zu geben – etwa Depression, ADHS oder Essstörungen. Das kann problematisch sein, weil nur Fachleute eine sichere Diagnose stellen können. Selbstdiagnose kann Ängste verstärken, falsche Selbstbilder erzeugen oder dazu führen, dass professionelle Hilfe zu spät gesucht wird.
Die Balance zwischen Aufklärung und Unterhaltung ist daher entscheidend. Influencer:innen müssen sorgfältig abwägen, welche Inhalte sie teilen, wie sie diese präsentieren und welche Botschaft sie tatsächlich vermitteln. Authentizität, Transparenz und gegebenenfalls die Zusammenarbeit mit Fachleuten sind zentrale Faktoren, um den positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit zu maximieren, Risiken wie falsche Selbstdiagnosen zu minimieren und gleichzeitig Schaden zu vermeiden.