Matthew Ball, ein ehemaliger Amazon-Direktor und Risikokapitalgeber, fasste den Begriff des Metaverse als die nächste Stufe des Internets, einen kollektiven virtuellen Raum, eine Zusammenführung der digitalen und physischen Realität, zusammen. Es ist eine Kombination aus Internet, erweiterter und virtueller Realität, die ständig online und aktiv ist, mit eigener Wirtschaft, Arbeitsmöglichkeiten, Einkaufszentren und Medien. Mit anderen Worten, das Metaverse ist die “vollständige interaktive Realität, das Bindeglied zwischen den Menschen”.
Laut Matthew Ball stammen die gängigsten Vorstellungen vom Metaverse aus der Science-Fiction. Hier wird das Metaverse in der Regel als eine Art digitales “eingebautes” Internet dargestellt - eine Manifestation der tatsächlichen Realität, die jedoch in einer virtuellen (oft Themenpark ähnlichen) Welt angesiedelt ist, wie sie in den Filmen „Ready Player One“ und „Matrix“ dargestellt wird. Und obwohl diese Art von Erfahrungen wahrscheinlich ein Aspekt des Metaverse ist, ist diese Vorstellung genauso begrenzt wie Filme wie „Tron“ (1982), die das Internet buchstäblich als eine digitale “Datenautobahn” aus Bits darstellten.
Genauso wie es 1982 schwierig war sich vorzustellen, wie das Internet im Jahr 2022 aussehen würde - und noch schwieriger, es denjenigen zu vermitteln, die sich damals noch nicht einmal „eingeloggt” hatten. Noch weiß niemand wirklich, wie wir das Metaverse beschreiben sollen. Matthew Ball hat zumindest Kernattribute identifizieren können:
Das Metaverse wird vermutlich…
beständig sein - das heißt, es wird nie “zurückgesetzt” oder “pausiert” oder “endet”, sondern läuft einfach unbegrenzt weiter
synchron und live sein - obwohl im Voraus geplante und in sich abgeschlossene Ereignisse stattfinden werden, genau wie im “wirklichen Leben”, wird das Metaverse eine lebendige Erfahrung sein, die für jeden konsistent und in Echtzeit existiert
keine Obergrenze für die Anzahl der gleichzeitigen Nutzer haben, während gleichzeitig jedem Nutzer ein individuelles Gefühl der “Präsenz” vermittelt wird - jeder kann ein Teil des Metaverse sein und an einem bestimmten Ereignis/Ort/einer bestimmten Aktivität gemeinsam, zur gleichen Zeit und mit individueller Handlungsfähigkeit teilnehmen
eine voll funktionsfähige Wirtschaft sein - Einzelpersonen und Unternehmen werden in der Lage sein, ein unglaublich breites Spektrum an “Arbeit” zu schaffen, zu besitzen, zu investieren, zu verkaufen und dafür belohnt zu werden, die einen “Wert” erzeugt, der von anderen anerkannt wird
eine Erfahrung sein, die sowohl die digitale als auch die physische Welt, private und öffentliche Netzwerke/Erfahrungen, sowie offene und geschlossene Plattformen umfasst
ein noch nie dagewesenes Zusammenspiel und Kompatibilität von Daten, digitalen Gegenständen/Assets, Inhalten usw. über alle diese Erfahrungen hinweg bieten – Heute verhält sich die digitale Welt im Grunde wie ein Einkaufszentrum, in dem jedes Geschäft seine eigene Währung verwendet, eigene Ausweise benötigt, eigene Maßeinheiten für Dinge wie Schuhe oder Kalorien und unterschiedliche Kleiderordnungen hat usw. Zukünftig könnte ein Produkt, dass zum Beispiel im Spiel erworben wurde, anschließend über Facebook einem Freund geschenkt werden
bevölkert von “Inhalten” und “Erlebnissen”, die von einer unglaublichen Vielzahl von Mitwirkenden geschaffen und betrieben werden, von denen einige unabhängige Einzelpersonen sind, während andere informell organisierte Gruppen oder kommerziell ausgerichtete Unternehmen sein können
Quelle: Blogbeitrag Matthew Ball
Das alles klingt beim ersten Lesen wie eine Utopie aus Black Mirror oder einem neuen Videospiel. Doch so weit hergeholt wie im ersten Moment klingen mag, ist es nicht.
Um die Abstraktheit etwas zu lösen, bist du eingeladen zu einem kurzen Ausflug zu einem Tag im Metaverse:
Stell dir einen Tag in nicht allzu ferner Zukunft vor. Es ist ein warmer Tag im Juli. Du wachst auf und setzt deine smarte Brille auf. Sie zeigt dir deine Termine, Aufgaben und die aktuelle Wettervorhersage an. Doch bevor du mit der Arbeit startest, wünscht du dir etwas Entspannung an einem einsamen Strand in Thailand. Du siehst wie die Sonne die sanften Wellen zum Funkeln bringt, du hörst das Meeresrauschen und fühlst sogar den Sand an deinen Füßen. Es fühlt sich an, als würdest du grade nicht mehr auf deiner Bettkante sitzen, sondern genau an dem Strand, den du so sehr vermisst seit letztem Sommer. Dein erstes Meeting des Tages erledigst du schnell virtuell vom Strand aus. Nach einem kurzen Abstecher in eine Galerie voller digitaler Kunstwerke hängst du dein neu erworbenes NFT an die Wand hinter deinem Schreibtisch. Nach einem erfolgreichen Tag voller produktiver virtueller Meetings, freust du dich auf das virtuelle Festival mit deinen Freunden, das ihr schon lange besuchen wolltet. Die Bühnenlichter kreisen um dich herum und die Bässe pulsieren durch deinen Körper. Auf der Bühne steht dein Lieblingsmusiker und in der feiernden Menge erkennst du bekannte Gesichter von Influencern, denen du schon seit Jahren folgst. Du hast an diesem Tag so viel erlebt! Du setzt deine Brille ab und fällst glücklich ins Bett.
Das Metaverse ahmt quasi ein Virtual-Reality-Spiel im echten Leben nach. Das mag wie eine futuristische Vision klingen, aber das Metaverse rückt immer näher.