Hate Speech auf Social Media – wie Influencer:innen und die Community darunter leiden und was dagegen getan werden kann

Die Schattenseiten der Social-Media-Plattformen umfassen verbale Angriffe auf Gruppen oder Einzelpersonen. Durch vermeintliche Anonymität und das Verstecken hinter einem Usernamen sinkt für viele Täter die Hemmschwelle für Hassrede und Hetze im Netz. Die Äußerungen sind meist durch Vorurteile, Stereotype, Rassismus, Sexismus, Beleidigungen und Feindseligkeit geprägt und können zu schwerwiegenden Folgen wie psychischen und pysischen Probleme für Betroffene führen. Umso wichtiger ist es, über das Thema Hate Speech zu sprechen, umgehend zu reagieren und sich dagegen einzusetzen. Im Folgenden wird Hate Speech definiert, die Situation auf Instagram und TikTok dargestellt, sowie Auswirkungen und der Umgang mit Hate Speech auf Social Media thematisiert.

Inhalt

  1. Hate Speech auf Social-Media - was bedeutet das?
  2. Hate Speech auf TikTok & Instagram
  3. Auswirkungen auf Influencer:innen und auf die Community
  4. Bewältigungsansätze und Umgang mit Hate Speech

1. Hate Speech auf Social-Media - was bedeutet das?

Eine grundlegende Funktion von Social-Media-Plattformen ist die digitale Interaktion, also der Austausch und die Debatten der jeweiligen Community. Dabei ist allerdings zunehmend zu beobachten, dass das nicht nur friedliche und konstruktive Diskussionen beinhaltet. Nahezu jede:r Influencer:in findet sich in der aktuellen Zeit Hasskommentaren auf deren Social-Media-Profilen ausgesetzt. Diese reichen zum Teil von rassistischen, menschenverachtenden Aussagen bis hin zu sexistischen Kommentaren oder grundlosen Beleidigungen.

Hate Speech auf Social Media zeichnet sich zudem durch die Anonymität auf den Plattformen aus, wodurch die Hemmschwelle der Nutzer sinkt und eine größere Bereitschaft zur Hetze im Internet entsteht.

2. Hate Speech auf TikTok & Instagram

TikTok ist eine Plattform, die in der Anfangszeit der Corona Pandemie einen enormen Anstieg an Nutzer:innen generieren konnte. Da zu dieser Zeit viele Menschen gezwungenermaßen zuhause bleiben mussten, bot die App vor allem für die jüngere Generation eine willkommene Unterhaltung an. Die TikTokerin @Dalia ist der Meinung, dass ein Grund für die angestiegene Menge der Hasskommentare die Langeweile der Nutzer:innen während der Zeit zuhause sein könnte. Wenn man sich nun die Art der Kommentare anschaut, die Dalia zu dieser Zeit tagtäglich bekommt, fällt auf, dass diese mehr als grenzwertig sind. „Du solltest sterben gehen“, ist ein Satz, der eigentlich in keinem Zusammenhang jemals zu einer Person gesagt werden sollte, aber trotzdem auf der App veröffentlicht werden kann. (Quelle: Spiegel Netzwelt)

Aber auch auf Instagram finden sich jegliche Arten von Hasskommentaren wieder. Diana zur Löwen hat zum Beispiel Nachrichten erhalten, in denen ihr physische Gewalt angedroht wurde (Quelle: Emotion). Auch sie vermutet, dass die „Hater“ einfach ihren Frust rauslassen oder Aufmerksamkeit bekommen wollen. An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Hate Speech nicht nur auf emotionaler und psychischer Ebene stattfindet, sondern sich bis zu der Androhung von Straftaten ausweiten kann.

3. Auswirkungen auf Influencer:innen und auf die Community

Wenn man sich in diesem Zusammenhang nun die Auswirkungen der Hate Speech auf die Influencer:innen anschaut, ist es keine große Überraschung, dass viele davon sehr darunter leiden. Das Besondere der Hate Speech auf Social Media ist die Öffentlichkeit und die Zugänglichkeit der Hasskommentare für alle Menschen. Daraus können dann schwere psychische Erkrankungen entstehen. Die Influencer:innen können eine falsche Selbstwahrnehmung, psychologische Traumata oder emotionalen Schmerz entwickeln. Auch physische Auswirkungen sind dabei nicht selten, die sich zum Beispiel in ständigen Bauchschmerzen, Unwohlsein oder Atemschwierigkeiten äußern. Stefanie Giesinger spricht offen über ihre Depressionen, die zum einen aus dem beruflichen Druck entstanden, zum anderen aber auch aufgrund der Hasskommentare im Internet beeinflusst wurden. Sie sagt sogar, dass sie sehr realistische Suizidgedanken hatte (Quelle: RedaktionsNetzwerk Deutschland), was auf ein großes Problem der Social-Media-Plattformen und deren Umgang mit Hate Speech hinweist.

Zusätzlich hat die Hate Speech unter den Posts der Influencer:innen auch Auswirkungen auf die jeweilige Community. Immer mehr User:innen versuchen die sozialen Medien zu meiden oder zumindest weniger zu nutzen, da sie merken, dass viel Negativität verbreitet wird. Auch der ursprüngliche Gedanke, öffentliche, konstruktive Debatten über die sozialen Medien anzuregen, findet nur noch selten ohne problematische Auseinandersetzungen statt. Eine Schlussfolgerung davon ist, dass die Meinungsvielfalt im Netz eingeschränkt wird. Außerdem wird die gesellschaftliche Realität von der Community anders wahrgenommen, wenn überwiegend Hasskommentare in das Sichtfeld der Gesellschaft gelangen.

4. Bewältigungsansätze und Umgang mit Hate Speech

Instagram hat in Bezug auf den Umgang mit Hate Speech einen interessanten Ansatz entwickelt. In einem Statement vom 23. August 2022 schreibt die App:

„Zusätzlich zum Entfernen von Inhalten, die gegen unsere Community-Richtlinien verstoßen, ergreifen wir jetzt strengere Maßnahmen gegen Beiträge, die möglicherweise Mobbing oder Hassreden enthalten oder zu Gewalt aufrufen, indem wir sie weiter unten im Feed und in Stories anzeigen.“

(Quelle: Instagram Blog)

Sie haben den Algorithmus also insofern geändert, dass Hasskommentare erst nach längerer Verweilzeit auf der App durch weiteres Scrollen angezeigt werden. Je mehr Zeit man also auf Instagram verbringt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man darauf aufmerksam wird.

Des Weiteren gibt es den Begriff der sogenannten „Counter Speech“, welche eine aktive Gegenrede der Community oder einzelnen Personen beschreibt. So können Influencer:innen zum Beispiel aktiv Content erstellen, in dem sie auf die Hasskommentare eingehen und aufklären, dass die Veröffentlichung schwerwiegende Folgen für alle Beteiligten in der Gesellschaft haben kann. So können auch diejenigen User:innen angesprochen werden, die „nur“ mitlesen und sich somit noch keine feste Meinung gebildet haben, was durchaus einen großen Teil darstellt.

Eine ebenso wichtige Funktion der Social-Media-Plattformen ist für den Creator Dimi (TikTok: dimxoo / Instagram: dimxoo) in diesem Zusammenhang die “Feature-Funktion” der Kommentare. Mithilfe der Funktion kann auf einen bestimmten Kommentar, in Form eines Antwortvideos, noch einmal persönlich eingegangen werden. “Für mich ist es wichtig, diskriminierende oder homophobe Kommentare zu beleuchten und so über die Thematik der Hate Speech aufmerksam zu machen. Meistens ist es dann so, dass die hervorgehobenen Kommentare von den Personen direkt gelöscht werden, da sie merken, dass es unangebracht ist”. Dimi sagt außerdem, dass er auch gerne mal einen Sketch aus den Hasskommentaren kreiert und es so auf eine andere Ebene hebt, da er denkt, dass durch eben solches “Infotainment” die TikTok Generation “GenZ” am besten erreicht werden kann.

Die Counter Speech stellt in diesem Zusammenhang also ein wichtiges Instrument der Bekämpfung von Hate Speech dar, indem deutlich gemacht wird, dass Beleidigungen und feindliche Kommentare jeder Art auf Social Media unangemessen sind. In jedem Fall ist es besser auf Probleme aufmerksam zu machen, damit sich bestenfalls etwas ändern und dem massiven Internet Hate aktiv entgegengewirkt werden kann!

Content Creator Dimi Dimitri - Content Creator (Foto ©Sophia Emmerich)

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